Logopädische Praxis Koch - Tipps & Infos
Je früher desto besser!
Da sich das Sprachvermögen sehr rasch entwickelt, ist je nach Ausmaß der sprachlichen Auffälligkeiten eine möglichst frühe Erfassung, Elternberatung und ggf. Therapie (ab ca. 3 Jahre)
sinnvoll!!
Weiter unten im Text wird ein Überblick über den zeitlichen Ablauf der Sprachentwicklung gegeben!
Wer verordnet logopädische Behandlungen und wer trägt die Kosten?
Logopädische Therapien werden von Kinderärzten, HNO-Ärzten, Neurologen, Hausärzten oder anderen Fachärzten u. Kliniken ausgestellt.
Da die Verordnungen/Rezepte nach Ausstellung nur 2 Wochen Gültigkeit besitzen, holen Sie diese bitte erst kurz vor dem ersten Behandlungstermin ab.
Die Kosten für die Behandlungen von Kindern und Jugendlichen werden komplett von den Krankenkassen übernommen. Erwachsene müssen den gesetzlichen Eigenanteil übernehmen, wenn sie nicht von der
Zuzahlung befreit sind. Der Rest der Behandlungskosten wird auch hier von den Krankenkassen getragen.
Wie man mit Kindern sprechen sollte
Literaturtipps:
Sprich mit mir! * Pestalozzi-Verlag, Tipps, Informationen und viele Spiele zur Förderung der Sprachentwicklung. Herausgegeben von der BARMER und „Mehr Zeit für Kinder e.V.”; ISBN 13:
9783000145988
Sprachschwierigkeiten bei Kindern - Wie Eltern helfen können; ISBN 3-608-91884-1
Überblick zum Ablauf der kindlichen Sprachentwicklung
Vorsprachliche Fähigkeiten (U3 – U5)
1. Das Vorsilbenalter (0 – 5 Monate)
2. Das Silbenalter (6 – 12 Monate)
In den ersten sechs bis sieben Wochen (U3) ist das reflexhafte Schreien vorherrschend, z.B. bei Hunger, Schmerz etc. Ab circa drei Monaten (U4) beginnt der Säugling mit seinen Sprechorganen zu
experimentieren, i.d.R. als Ausdruck von Wohlbefinden. Dabei erzeugt er verschiedene Geräusche, wie Quietschen, Brummen etc. sowie erste Gurrlaute, z.B. „ngä“, „ngrr“. Ab circa 6 Monaten (U5) beginnt
das Silbenplappern z.B. „baba“, „dada“. Die Laute werden nun zunehmend an die Muttersprache angepasst.
10. – 12. Lebensmonat (U6)
Sprachverstehen
Reagiert auf seinen Namen, indem es sich zum Sprecher wendet. Reagiert auf die Aufforderung „Komm her!“, indem es kommt.
Gesten
Ahmt kulturabhängige Gesten wie „winke-winke“ nach. Zeigt auf den Gegenstand, den es haben möchte. Kopfschütteln, wenn es etwas nicht will; Nicken, wenn es einverstanden ist.
Sprachproduktion
Aussprache/Lauterwerb, Wortproduktion
Produziert mehrsilbige Lautketten mit unterschiedlichen Konsonanten, zum Beispiel „maba“. Der Lautbestand ist der Muttersprache angepasst. Spricht erste Wörter, z.B. „Mama“, „nein“, „wau-wau“.
Versucht Wörter, z.B. „Mama“, Silben, z.B. „dada“, „baba“ oder Geräusche, z.B. Motorengeräusch nachzuahmen.
Dabei treten verschiedene alterstypische Vereinfachungsprozesse
auf:
– Silbenverdopplungen, z.B. Ball à „Baba“
– Auslassung von Silben, z.B. Banane à„ Nane“.
– Lautauslassungen von Konsonanten am Wortende, z.B. à Löffel à „Löffe“.
– Vereinfachung von Konsonantenverbindungen, z.B. Brot à „Bot“.
– Lautersetzungen, z.B. Schuh à „Tu“.
21. – 24. Lebensmonat (U7)
Sprachverstehen
Der passive Wortschatz umfasst ca. 200 Wörter. Versteht einfache Aufforderungen, z.B. „Hol den Ball!“, „Zeig mir den Stuhl!“.
Sprachproduktion
Aussprache/Lauterwerb
Produziert v.a. frühe Laute zum Beispiel m, b, p, d, t, n, sowie l. Außerdem spricht die Laute f, w, g, k.
Alterstypische Vereinfachungsprozesse (vgl. U 6)
Außerdem: Fehlbildung des S-Lautes („Lispeln“) à noch bis zu 35 % der 5 bis 6 jährigen Kinder bilden den S-Laut interdental.
Wortschatzexplosion
Spricht mit 18 Monaten etwa 50 - 200 Wörter:
– Substantive, z.B. Körperteile, Spielsachen
– Funktionswörter, wie „da“, „mehr“, „auch“
– Erste Verben, wie „aufmachen“.
Grammatik
Produziert Zweiwortäußerungen, zum Beispiel „Ball haben!“, „Puppe schlafen!“ Benutzt Verneinungen, z.B. „Nicht haben!“ Erstes Fragealter: z.B. „Is das?“
32. – 36. Lebensmonat (zusätzliche U7 ½)
Sprachverstehen
Versteht Zweifachaufträge, z.B. „Lege den Löffel in die Tasse!“
Kann Grundfarben zuordnen. Versteht einfache Präpositionen.
Sprachproduktion
Aussprache/Lauterwerb
Spricht alle Laute korrekt, bis auf die Zischlaute s, sch, ch.
Erste Konsonantenverbindungen, zum Beispiel bl, fl.
Einige alterstypische Vereinfachungsprozesse:
– Vereinfachung von Konsonantenverbindungen
– Lautersetzungen v.a. von sch und ch, z.B. Schuh à „Su“, „Ich“ à „Is“
– Lautangleichungen, z.B. „Treppe“ à „Kreppe“, „Drei“ à „Grei“
– Sigmatismus
Achtung: Mit 3,5 Jahren sind Probleme bei t, d, n und/oder häufige Lautersetzungen am Wortanfang durch h nicht mehr altersgerecht, z.B. „Hanne“ statt
„Tanne“
Wortschatz
Spricht mit 30 Monaten etwa 450 Wörter:
– Gebraucht Verben, Adjektive, Adverbien, Artikel.
– Erste Präpositionen, z.B. „in“, „unter“.
– Personalpronomen, z.B. „ich“, „du“, „mein“.
– Benennt Grundfarben.
Grammatik
Korrekte Verbzweitstellung, z.B. „Lisa trinkt Wasser“. Verbindung: „-st“: „Du bist....“.Nebensatzbildungen mit einfachen Konjunktionen,z.B. „und“, „weil“.Zweites Fragealter: Wer? Was? Wo? Warum?
etc.
Sprechflüssigkeit
Im 4. Lebensjahr können bei einigen Kindern normale Unflüssigkeiten auftreten, die weder vom Kind noch von den Eltern als auffällig empfunden werden: Wiederholungen von Satzteilen und langsame
Wiederholungen von ganzen Wörtern. Ein Beispiel: „Ich will, ich will, ich will Saft haben.“
Achtung: auch typisches Alter des Stotterbeginns mit stottertypischen Unflüssigkeiten. Alarmierende Signale sind: Wiederholungen von Lauten und Silben, Verlängerungen von
Lauten und Blockierungen von Wörtern oder in einem Wort: z.B. „B-B-B-B-B-Ba-Ball“, „Da-da-da-danke“
43. – 48. Lebensmonat (U8)
Sprachverstehen
Versteht Mehrfachaufträge, z.B. „Nimm einen blauen Stein und lege ihn auf den Tisch!“.
Kann Farben zuordnen. Versteht Präpositionen.
Sprachproduktion
Aussprache/Lauterwerb
Spricht mit 4 Jahren alle Laute korrekt, bis auf s und sch.
Achtung: Mit 4 Jahren sind Probleme bei w, f, ch, k, g nicht mehr altersgerecht. Das gilt auch, wenn das Kind keine Konsonantenverbindungen
spricht z.B. bl, fl, gr, kn,
Wortschatz
Weitere Präpositionen, z.B. „neben“, „vor“. Benennt Farben korrekt.
Grammatik
Verbzweit-/-endstellung in Haupt- und Nebensätzen korrekt. Zum Beispiel „Ich gehe ins Bett, weil ich müde bin.“ Korrekte reguläre Verbflexion, z.B. „Ich mache..., du machst...“. Vergangenheits- und
Zukunftsformen, z.B. „Ich war heute im Kindergarten.“ Singt Lieder, spricht Verse.
58. – 64. Lebensmonat (U9)
Sprachverstehen
Befolgt drei Aufträge in korrekter Reihenfolge, zum Beispiel: „Nimm das kleine Pferd und stelle es hinter das große Haus!“.
Sprachproduktion
Aussprache/Lauterwerb
Spricht alle Laute bis auf den S-Laut korrekt.
Wortschatz
Verwendet Oberbegriffe, zum Beispiel Fahrzeuge, Möbel....
Benutzt abstrakte Begriffe, zum Beispiel Glück.
Zählt bis 10.
Grammatik
Verwendet korrekte Pluralformen.
Zeigt noch Unsicherheiten bei verneinten Sätzen, Fragen und Passivsätzen.
Erzählt kleine Geschichten nach.
Quelle: "Die kindliche Sprachentwicklung von der U3 bis zur U9"; Autorin: Tanja Jahn, Diplom-Logopädin; Herausgeber: Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V.
(dbl) und Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) www.dbl-ev.de oder www.kinderaerzteimnetz.de
Beziehbar über die Geschäftsstelle des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie (dbl)