Logopädische Praxis Koch - Tipps & Infos

Je früher desto besser!

Da sich das Sprachvermögen sehr rasch entwickelt, ist je nach Ausmaß der sprachlichen Auffälligkeiten eine möglichst frühe Erfassung, Elternberatung und ggf. Therapie (ab ca. 3 Jahre) sinnvoll!! 
Weiter unten im Text wird ein Überblick über den zeitlichen Ablauf der Sprachentwicklung gegeben!

Wer verordnet logopädische Behandlungen und wer trägt die Kosten?

Logopädische Therapien werden von Kinderärzten, HNO-Ärzten, Neurologen, Hausärzten oder anderen Fachärzten u. Kliniken ausgestellt.

Da die Verordnungen/Rezepte nach Ausstellung nur 2 Wochen Gültigkeit besitzen, holen Sie diese bitte erst kurz vor dem ersten Behandlungstermin ab.

Die Kosten für die Behandlungen von Kindern und Jugendlichen werden komplett von den Krankenkassen übernommen. Erwachsene müssen den gesetzlichen Eigenanteil übernehmen, wenn sie nicht von der Zuzahlung befreit sind. Der Rest der Behandlungskosten wird auch hier von den Krankenkassen getragen.

Wie man mit Kindern sprechen sollte

  • Sprechen oder singen Sie schon mit dem Säugling, auch wenn er sie noch nicht versteht. Sprechen sie über Ihre eigenen Gedanken, Gefühle, Wünsche und über das, was das Kind gerade erlebt.
  • Begleiten Sie Ihre Handlungen sprachlich – wenn Sie den Tisch decken, ihr Kind anziehen, die Einkaufstaschen auspacken, einkaufen, kochen, etwas reparieren....
  • Schauen Sie einander beim Sprechen an.Schauen Sie gemeinsam das an, worüber Sie sprechen.
  • Greifen Sie die Laute des Kindes auf und verändern Sie sie - Ihr Kind wird das auch versuchen.
  • Sprechen Sie nicht in der Baby-Sprache.Der Hund ist von Anfang an der „Hund”, nie der „Wauwau”.Trotzdem können Sie natürlich im Spiel die verschiedensten Wauwau-Rufe ausprobieren.
  • Man muss auch zuhören können. Machen Sie Ihre Ohrenweit auf für Ihr Kind.
  • Lassen Sie das Kind plappern, auch wenn es das noch falsch macht. Geben Sie keine Anweisungen, wie Ihr Kind „richtig” sprechen soll. Kritisieren Sie nicht oder bestrafen Sie nicht für „falsche Wörter” oder für „schlechtes Sprechen”.
  • Unterbrechen Sie Ihr Kind nicht. Sorgen Sie dafür, dass auch Geschwister sich nicht dauernd das Wort wegnehmen; führen Sie Gesprächsregeln ein.
  • Wiederholen Sie selbst korrekt, was das Kind noch nicht sagen kann. Beispiel: Kind: „Baaa?” - Mutter: „Du suchst den Ball?” Kind: „Weg.” - Mutter: „Der ist weg. Vielleicht liegt er in der Spielkiste?” Kind: „Da!” - Mutter: „Siehst du, da ist der Ball."
  • Lassen Sie nie etwas nachsprechen - es sei denn, es ist ein Spiel.
  • Kinder keineswegs abfragen: „Wie heißt das?” Und nicht das Kind seine Sprechkünste vorführen lassen. Beschützen Sie Ihr Kind auch vor derartigen Ansprüchen durch Großeltern, Bekannte, Freunde, ...
  • Fördern Sie den Kontakt mit GleichaltrigenKinder lernen viel von anderen Kindern
  • Nehmen Sie sich Zeit für Spiele: Dabei sollten die Spieler etwas zu bereden haben. Die neuesten teuren Spielzeuge aus dem Werbefernsehen taugen dazu selten.
  • Ihr Kind lernt die Sprache, wenn es selbst mit anderen spricht. Auch wenn der Fernseher den ganzen Tag läuft - von ihm wird es kein einziges Wort lernen. Nehmen Sie sich Zeit zum Erzählen oder um Bilderbücher gemeinsam zu „lesen“ – in einer möglichst ruhigen Umgebung.

 


Literaturtipps:

Sprich mit mir! * Pestalozzi-Verlag, Tipps, Informationen und viele Spiele zur Förderung der Sprachentwicklung. Herausgegeben von der BARMER und „Mehr Zeit für Kinder e.V.”; ISBN 13: 9783000145988

Sprachschwierigkeiten bei Kindern - Wie Eltern helfen können; ISBN 3-608-91884-1

 



Überblick zum Ablauf der kindlichen Sprachentwicklung

Vorsprachliche Fähigkeiten (U3 – U5)

1. Das Vorsilbenalter (0 – 5 Monate)

2. Das Silbenalter (6 – 12 Monate)

In den ersten sechs bis sieben Wochen (U3) ist das reflexhafte Schreien vorherrschend, z.B. bei Hunger, Schmerz etc. Ab circa drei Monaten (U4) beginnt der Säugling mit seinen Sprechorganen zu experimentieren, i.d.R. als Ausdruck von Wohlbefinden. Dabei erzeugt er verschiedene Geräusche, wie Quietschen, Brummen etc. sowie erste Gurrlaute, z.B. „ngä“, „ngrr“. Ab circa 6 Monaten (U5) beginnt das Silbenplappern z.B. „baba“, „dada“. Die Laute werden nun zunehmend an die Muttersprache angepasst.

10. – 12. Lebensmonat (U6)

Sprachverstehen

Reagiert auf seinen Namen, indem es sich zum Sprecher wendet. Reagiert auf die Aufforderung „Komm her!“, indem es kommt.

Gesten

Ahmt kulturabhängige Gesten wie „winke-winke“ nach. Zeigt auf den Gegenstand, den es haben möchte. Kopfschütteln, wenn es etwas nicht will; Nicken, wenn es einverstanden ist.

Sprachproduktion

Aussprache/Lauterwerb, Wortproduktion

Produziert mehrsilbige Lautketten mit unterschiedlichen Konsonanten, zum Beispiel „maba“. Der Lautbestand ist der Muttersprache angepasst. Spricht erste Wörter, z.B. „Mama“, „nein“, „wau-wau“.

Versucht Wörter, z.B. „Mama“, Silben, z.B. „dada“, „baba“ oder Geräusche, z.B. Motorengeräusch nachzuahmen.

Dabei treten verschiedene alterstypische Vereinfachungsprozesse

auf:

– Silbenverdopplungen, z.B. Ball à „Baba“

– Auslassung von Silben, z.B. Banane à„ Nane“.

– Lautauslassungen von Konsonanten am Wortende, z.B. à Löffel à „Löffe“.

– Vereinfachung von Konsonantenverbindungen, z.B. Brot à „Bot“.

– Lautersetzungen, z.B. Schuh à „Tu“.

21. – 24. Lebensmonat (U7)

Sprachverstehen

Der passive Wortschatz umfasst ca. 200 Wörter. Versteht einfache Aufforderungen, z.B. „Hol den Ball!“, „Zeig mir den Stuhl!“.

Sprachproduktion

Aussprache/Lauterwerb

Produziert v.a. frühe Laute zum Beispiel m, b, p, d, t, n, sowie l. Außerdem spricht die Laute f, w, g, k.

Alterstypische Vereinfachungsprozesse (vgl. U 6)

Außerdem: Fehlbildung des S-Lautes („Lispeln“) à noch bis zu 35 % der 5 bis 6 jährigen Kinder bilden den S-Laut interdental.

Wortschatzexplosion

Spricht mit 18 Monaten etwa 50 - 200 Wörter:

– Substantive, z.B. Körperteile, Spielsachen

– Funktionswörter, wie „da“, „mehr“, „auch“

– Erste Verben, wie „aufmachen“.

Grammatik

Produziert Zweiwortäußerungen, zum Beispiel „Ball haben!“, „Puppe schlafen!“ Benutzt Verneinungen, z.B. „Nicht haben!“ Erstes Fragealter: z.B. „Is das?“

32. – 36. Lebensmonat (zusätzliche U7 ½)

Sprachverstehen

Versteht Zweifachaufträge, z.B. „Lege den Löffel in die Tasse!“

Kann Grundfarben zuordnen. Versteht einfache Präpositionen.

Sprachproduktion

Aussprache/Lauterwerb

Spricht alle Laute korrekt, bis auf die Zischlaute s, sch, ch.

Erste Konsonantenverbindungen, zum Beispiel bl, fl.

Einige alterstypische Vereinfachungsprozesse:

– Vereinfachung von Konsonantenverbindungen

– Lautersetzungen v.a. von sch und ch, z.B. Schuh à „Su“, „Ich“ à „Is“

– Lautangleichungen, z.B. „Treppe“ à „Kreppe“, „Drei“ à „Grei“

– Sigmatismus

Achtung: Mit 3,5 Jahren sind Probleme bei t, d, n und/oder häufige Lautersetzungen am Wortanfang durch h nicht mehr altersgerecht, z.B. „Hanne“ statt „Tanne

Wortschatz

Spricht mit 30 Monaten etwa 450 Wörter:

– Gebraucht Verben, Adjektive, Adverbien, Artikel.

– Erste Präpositionen, z.B. „in“, „unter“.

– Personalpronomen, z.B. „ich“, „du“, „mein“.

– Benennt Grundfarben.

Grammatik

Korrekte Verbzweitstellung, z.B. „Lisa trinkt Wasser“. Verbindung: „-st“: „Du bist....“.Nebensatzbildungen mit einfachen Konjunktionen,z.B. „und“, „weil“.Zweites Fragealter: Wer? Was? Wo? Warum? etc.

Sprechflüssigkeit

Im 4. Lebensjahr können bei einigen Kindern normale Unflüssigkeiten auftreten, die weder vom Kind noch von den Eltern als auffällig empfunden werden: Wiederholungen von Satzteilen und langsame Wiederholungen von ganzen Wörtern. Ein Beispiel: „Ich will, ich will, ich will Saft haben.“

Achtung: auch typisches Alter des Stotterbeginns mit stottertypischen Unflüssigkeiten. Alarmierende Signale sind: Wiederholungen von Lauten und Silben, Verlängerungen von Lauten und Blockierungen von Wörtern oder in einem Wort: z.B. „B-B-B-B-B-Ba-Ball“, „Da-da-da-danke“

43. – 48. Lebensmonat (U8)

Sprachverstehen

Versteht Mehrfachaufträge, z.B. „Nimm einen blauen Stein und lege ihn auf den Tisch!“.

Kann Farben zuordnen. Versteht Präpositionen.

Sprachproduktion

Aussprache/Lauterwerb

Spricht mit 4 Jahren alle Laute korrekt, bis auf s und sch.

Achtung: Mit 4 Jahren sind Probleme bei w, f, ch, k, g nicht mehr altersgerecht. Das gilt auch, wenn das Kind keine Konsonantenverbindungen spricht z.B. bl, fl, gr, kn,

Wortschatz

Weitere Präpositionen, z.B. „neben“, „vor“. Benennt Farben korrekt.

Grammatik

Verbzweit-/-endstellung in Haupt- und Nebensätzen korrekt. Zum Beispiel „Ich gehe ins Bett, weil ich müde bin.“ Korrekte reguläre Verbflexion, z.B. „Ich mache..., du machst...“. Vergangenheits- und Zukunftsformen, z.B. „Ich war heute im Kindergarten.“ Singt Lieder, spricht Verse.

58. – 64. Lebensmonat (U9)

Sprachverstehen

Befolgt drei Aufträge in korrekter Reihenfolge, zum Beispiel: „Nimm das kleine Pferd und stelle es hinter das große Haus!“.

Sprachproduktion

Aussprache/Lauterwerb

Spricht alle Laute bis auf den S-Laut korrekt.

Wortschatz

Verwendet Oberbegriffe, zum Beispiel Fahrzeuge, Möbel....

Benutzt abstrakte Begriffe, zum Beispiel Glück.

Zählt bis 10.

Grammatik

Verwendet korrekte Pluralformen.

Zeigt noch Unsicherheiten bei verneinten Sätzen, Fragen und Passivsätzen.

Erzählt kleine Geschichten nach.

Quelle: "Die kindliche Sprachentwicklung von der U3 bis zur U9"; Autorin: Tanja Jahn, Diplom-Logopädin; Herausgeber: Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl) und Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) www.dbl-ev.de oder www.kinderaerzteimnetz.de

Beziehbar über die Geschäftsstelle des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie (dbl)

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